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Melech Yacov, Ex-Jude, USA

(teil 1 von 2)

 

Als ich geboren wurde, war mein hebräischer Name Melech Yacov. Heute lebe ich immer noch in der Gegend von New York, wo ich geboren bin. Wir waren eine halb-religiöse Familie; wir gehörten zu einer chassidischen Gemeinde, zu der wir jeden Samstag gingen, aber wir hielten uns nicht an alle strengen Ordensregeln, die das chassidische Judentum verlangt. Für diejenigen, die nicht wissen, was Chassidismus ist, er ist den meisten als Hauptstrom der “ultra-orthodoxen” Juden. Sie werden so genannt, aufgrund ihrer strengen Befolgung der Halacha (des Jüdischen Gesetzes) und ihrem Folgen des jüdischen Mystizismus (cabala). Sie sind die fremdartigen Menschen, die du mit schwarzen Anzügen und Hüten auf der Straße gehen siehst, die ihre Bärte und Koteletten lang wachsen lassen.

Wir waren aber nicht so. Meine Familie kochte und benutzte am Sabbat elektrischen Strom und ich trug keine Kippa auf meinem Kopf. Ich wuchs in einer säkularen Umgebung auf, umgeben von nicht-jüdischen Klassenkameraden und Freunden. Jahrelang fühlte ich mich noch schuldig, dass ich an Samstagen fuhr und kein koscher Essen zu mir nahm.
Obwohl ich nicht alle diese Regeln einhielt, fühlte ich doch einen starken Sinn dafür, dass dies der Weg ist, den Gott für mich wünschte, und jedes Mal, wenn ich eine Regel brach, beging ich in den Augen Gottes eine Sünde. Von meinen ersten Tagen an las mir meine Mutter die Geschichten der großen Rabbiner wie Eliezar, dem Baal Shem Tov, und den Legenden von den Haggada (einem Teil der Talmud außer dem Halacha) und der Torah.
Alle diese Geschichten enthielten dieselbe ethische Botschaft, die mir dabei half, mich mit der jüdischen Gemeinschaft und später mit Israel zu identifizieren. Diese Geschichten zeigten, wie die Juden in der Geschichte unterdrückt worden waren, aber Gott hat bis zum Ende immer zu Seinem Volk gestanden. Die Geschichten, mit denen wir Juden aufgewachsen sind, zeigten uns, dass die Juden immer durch Wunder gerettet wurden, wenn sie in ihrer größten Zeit der Not waren. Das Überleben der Juden im Laufe der Geschichte wird, aller Widrigkeiten zum Trotz, selbst als ein Wunder angesehen.

Wenn jemand eine objektive Sichtweise dazu einnehmen will, warum die meisten Juden einen irrationalen zionistischen Standpunkt in bezug auf Israel einnehmen, dann müssen sie verstehen, wie ihnen diese Geschichten als kleine Kinder eingetrichtert worden sind. Dies ist der Grund, aus dem Zionisten vorgeben, sie täten überhaupt nichts Falsches. Alle goyim (Nicht-Juden) werden als Feinde angesehen, die darauf warten, anzugreifen und daher kann ihnen nicht vertraut werden. Die jüdischen Menschen haben eine starke Verbindung unter einander und betrachten sich als das „auserwählte Volk“ Gottes. Viele Jahre lang habe ich das selbst geglaubt.

Obwohl ich einen ausgeprägten Identitätssinn als Jude besaß, konnte ich es nicht ertragen, zu den samstäglichen Gottesdiensten (shul) zu gehen. Ich erinnere mich immer noch daran, dass ich als kleiner Junge gezwungen worden bin, mit meinem Vater zum shul zu gehen. Ich erinnere mich daran, wie furchtbar langweilig es war und wie fremd jeder aussah mit ihren schwarzen Hüten und Bärten, wenn sie in dieser fremden Sprache beteten. Es war, als wäre man in eine andere Welt geworfen worden, weit entfernt von meinen Freunden und den Menschen, die ich kannte. Dies war das, was ich dachte, wie ich sein sollte, doch ich (und meine Eltern) haben das chassidische Leben nie übernommen wie der Rest meiner Familie.

Als ich 13 wurde, hatte ich bar-mitzvah, wie jeder andere jüdische Junge, der ein Mann wird. Ich fing auch an, jeden Morgen die tefilin (hebräische Amulette) anzulegen. Mir wurde gesagt, es sei gefährlich, es auszulassen, denn es sei wie ein Omen und schlimme Dinge können dir geschehen. Den ersten Tag als ich es ausgelassen habe, die tefilin anzulegen, wurde Moms Auto gestohlen! Dieses Ereignis animierte mich, sie lange Zeit zu tragen.

Es war nur eine kurze Weile nach meinem bar-mitzvah, dass meine Familie ganz damit aufhörte, zur Synagoge zu gehen. Sie konnten das dreieinhalb Stunden Gebet nicht aushalten und fühlten, dass mein bar-mitzvah das Wichtigste war. Später ist mein Vater in einen dummen Streit mit einigen Gemeindemitgliedern geraten und es endete damit, dass wir überhaupt nicht mehr zu den Gottesdiensten gingen. Dann geschah etwas seltsames: mein Vater wurde von einem Freund davon überzeugt, Jesus in seinem Herzen zu akzeptieren. Gott sei dank, meine Mutter hat meinen Vater wegen seiner Konvertierung zum Christentum nicht scheiden lassen, aber sie behielt seitdem einen stillen Hass auf ihn.
Dies war auch die Zeit meiner frühen Teenyjahre, als ich versuchte, etwas zu finden, mit dem ich mich identifizieren konnte. Die Konvertierung meines Vaters half mir dabei, meinen Glauben zu hinterfragen. Ich fing an, Fragen zu stellen, wie: Was ist ein Jude eigentlich genau? Ist das Judentum eine Kultur, eine Nation oder eine Religion? Wenn es eine Nation ist, wie konnten Juden dann Bürger zweier Nationen sein? Wenn Judentum eine Religion ist, warum wurden die Gebete dann in hebräisch rezitiert, Gebete für Eretz Israel und die Heiligung “orientaler” Rituale? Wenn das Judentum nur eine Kultur war, würde eine Person dann nicht damit aufhören, ein Jude zu sein, wenn er nicht mehr hebräisch spricht und die jüdischen Bräuche praktiziert?

Wenn ein Jude nur jemand war, der die Befehle der Thora einhält, warum wird dann Abraham als der erste Jude bezeichnet, wo er doch lebte, bevor die Thora zu Moses kam? Nebenbei bemerkt sagt die Thora nicht einmal, dass er ein Jude gewesen ist; das Wort Jude kommt einem der zwölf Söhne Jakobs , Juda. Die Juden wurden erst als Juden bezeichnet, sein dem Königreich von Juda, das nach Salomos Zeit war. Das Brauchtum besagt, dass derjenige ein Jude ist, dessen Mutter jüdisch war. Also kannst du immer noch ein Jude sein, wenn du das Christentum praktizierst oder Atheist bist. Immer mehr begann ich mich, vom Judentum zurückzuziehen. Es gab so viele Gesetze und mitzvahs (gute Taten) einzuhalten. Welchen Sinn haben alle diese verschiedenen Rituale, fing ich an zu fragen. Für mich waren alle von Menschen gemacht.

 

(teil 2 von 2)

 

Ich war von der Kultur der amerikanischen Eingeborenen und von ihrem Mut angesichts der weißen Siedler, die ihnen ihr Land gestohlen haben, fasziniert. Über 250 Abkommen mit den amerikanischen Eingeborenen wurden gebrochen und ihnen wurden die schlechtesten Landstreifen geben, die niemand wollte. Die Geschichte von den amerikanischen Eingeborenen gleicht der der Palästinenser. Die ersten Palästinenser lebten tausende von Jahren in Palästina und plötzlich ersetzten die Juden sie und die Eingeborenen wurden gezwungen, sich in Camps zu flüchten, in denen sie immer noch leben. Ich fragte meine Eltern, worin sich die Palästinenser von den eingeborenen Amerikanern unterscheiden, und die Antwort, die ich bekam, war „weil sie alle Juden töten und ins Meer werfen wollen.“ Mein Verständnis für das palästinensische Volk versetzte mich über jeden von den Juden, ihre Führer und Rabbis, die ich einst als weise Männer angesehen hatte. Wie konnte irgendein guter Jude leugnen, dass Palästinenser getötet und gezwungen werden, ihr Land zu verlassen, um Platz für jüdische Siedlungen zu schaffen? Was rechtfertigt diesen Akt der Reinigung – die Tatsache, dass viele Juden im Holocaust gestorben sind! Oder weil die Bibel sagt, es ist “unser” Land? Jedes Buch, das eine solche Sache rechtfertigt, wäre unmoralisch und daher nicht von Gott.

Als ich zur High School kam, interessierte ich mich für Philosophie und las viel von den großen Denkern der Vergangenheit. Ich habe viel Zeit mit guten Freunden verbracht, die über Philosophie lasen und mit mir die holprigen Wege zur Wahrheit durchlebten. Einer der Philosophen, der den größten Einfluss auf mich hatte, war der jüdisch geborene Spinoza. Spinoza war ein Talmud-Student aus dem 17. Jahrhundert, der alles hinterfragte, das ihm beigebracht wurde, wie das Leben nach dem Tod, ein Glaube, den du nirgends in der Thora findest. Tatsächlich hatten viele der frühen Juden diesen Glauben nicht. Spinoza wurde für seine Ansichten von der jüdischen Gemeinschaft ausgestoßen. Ich habe es genossen, seine Ansichten über die Bibel zu lesen, die wie er sagte, nicht wortwörtlich genommen werden könnte mit einer Schiffsladung von Widersprüchen und Problemen.

Dann las ich zwei bedeutsame Bücher, die jedes kleine bisschen Sympathie, das ich noch für das Judentum besaß, hinweg fegten. Das erste Buch nannte sich: “On the Jewish Question” (Über die jüdische Frage) von Abram Leon. Leon war ein kommunistischer Organisator im belgischen Untergrund während des Zweiten Weltkrieges gewesen, und war später gefangen worden und ist in Ausschwitz gestorben. Sein Buch beantwortete eine uralte Frage: Warum haben die Juden so lange überlebt? Er gab eine hervorragende historische Darstellung der Juden vom Zeitalter der Antike an bis zur modernen Zeit und zeigt, dass ihr Überleben keinesfalls ein Wunder gewesen ist. Nach den Worten von Karl Marx: „Die Juden haben nicht trotz der Geschichte überlebt, sondern wegen ihr.“ Zuerst zeigt er, wie viel von der jüdischen Gemeinschaft nach ihren eigenen Angaben Jerusalem vor der Zerstörung verlassen hat. Dann erklärt er, dass die Juden für die Könige und Edelmänner im Mittelalter wegen ihres Status als Vermittler vom Wert gewesen sind. Dann zeigt er, wie der Status des Juden während des Prozesses der kapitalistischen Akkumulation schließlich einen Rückschlag erlitt und wie sie nachfolgend wegen ihres Wuchers verfolgt wurden.

Das zweite Buch, das mich sehr ansprach, war: “Who Wrote the Bible?” (Wer schrieb die Bibel) von Elliot Freedman. Es nimmt die historische Aufgabe Spinozas wieder auf. Das Buch beweist, dass die Thora tatsächlich von vier verschiedenen Menschen geschrieben worden war. Freedman erklärt uns, dass es ursprünglich zwei unterschiedliche traditionelle Berichte vom Königreich Jerusalem und Juda gab und dass ein Verfasser sie so verknüpft hat, wie wir sie in der heutigen Bibel finden.

Neben den Philosophien, die ich mit meinen Freunden las, haben wir auch viele politische Anliegen in unserer Jugend aufgenommen. Wie experimentierten mit allem vom Republikanismus bis hin zum Kommunismus. Ich las alle Werke von Marx, Lenin, Stalin, Mao und Trotzki. Ich fand im Marxismus das, was ich fühlte, dass es mir in meinem Leben fehlte. Ich glaubte, dass ich alle die Antworten auf jede Sache gefunden hätte, und ich fühlte mich intellektuell jedem überlegen. Die Philosophie-Banditen (wie ich uns gerne nenne) trafen uns und bildeten unseren eigenen kleinen sozialistischen Klub. Wir gingen zu verschiedenen aktivistischen Veranstaltungen wie Protesten und Laborstreiks.
Nachdem wir alle möglichen Kultgruppen getroffen hatten, die die politische Linke Amerikas säumten, waren wir alle angewidert von der Art, wie sie agierten und die Realität leugneten. Von Leuten dieser Art wird keine Revolution in einem Land gemacht werden. Der Kampf um soziale Veränderungen kann nicht gewonnen werden, wenn man die Methoden der Vergangenheit anwendet.

Auch wenn ich den Kampf für eine Revolution aufgegeben hatte, wurde ich doch ein aktiver pro-palästinensischer Organisator. Dies ist ein Grund über den ich sehr leidenschaftlich war. Wir waren sehr wenige und wurden vom Hauptstrom attackiert, was mir einen Sinn von Stolz vermittelte. Ich wollte, dass die Welt weiß, dass nicht alle Juden schlechte Menschen sind. Es beschämte mich, Leute zu sehen, zu denen ich einst aufgeblickt habe, die das aggressive Regime in Israel unterstützen. Die Lügen, die von Israel kommen, sind nicht weniger schlimm wie das Leugnen des Holocaust.

Obwohl ich das Judentum aufgegeben hatte und diese Welt als das ultimative Ziel des Menschen betrachtete, war ich nie ein wirklicher Atheist gewesen. Allerdings hatte ich einen starken Hass auf alle Religionen und glaubte, dass sie ein Werkzeug der zuständigen Menschen war, um alle anderen Menschen unter Kontrolle zu halten. Wenn du siehst, wie die fundamentalistischen Christen in Amerika agieren, die Wissenschaft verleugnen und die Werte der alten weißen Männer aufrecht halten, dann kannst du verstehen, warum ich allen Religionen gegenüber skeptisch war. Die Art, wie die Juden den Palästinensern gegenüber handelten, half auch nicht. Trotz alledem glaubte ich noch ganz weit im Hinterkopf an Gott. Doch ohne Religion hatte ich eine gewaltige Leere in mir. Manchmal wünschte ich mir sogar, dass ich eine religiöse Person wäre, denn ich fühlte, dass sie glücklicher lebten.

Ehrlich gesagt, ich erinnere mich nicht mehr daran, was mein Interesse am Islam geweckt hat, insbesondere nach den vielen Jahren anti-religiöser Gefühle. Als ich ein Kind gewesen bin, hat meine Mutter vom Islam gesprochen und davon, wie Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, den Selben Gott anbetete wie wir und auch davon, dass die Araber über Abraham mit uns verwandt sind. Also habe ich den Islam irgendwie als eine weitere Religion anerkannt, die Gott anbetet. Ich habe eine dämmerige Erinnerung an meinen Cousin (einen Chassiden), der mir gesagt hatte, dass wenn ein Jude sein Leben als Jude aufgibt und wie ein Muslim lebt, dann würde er überhaupt keine Sünde begehen! Rückblickend bin ich erstaunt, so etwas gehört zu haben.

Nach den Geschehnissen vom 11. September gab es eine Woge von anti-islamischer Propaganda in den Nachrichten. Von Anfang an wusste ich, dass dies alles Lügen waren, denn ich hatte längst die Perspektive entwickelt, dass alles in den Medien die Interessen derer schützt, die sie kontrollieren. Als ich sah, dass die militantesten Menschen, die den Islam attackierten, fundamentalistische Christen waren, fing der Islam für mich an, anziehender zu werden. Ich danke Gott für das, was ich in meinen Aktivistentagen gelernt habe, denn ohne Wissen von der Gesellschaft und den Medien hätte ich all den Müll geglaubt, den ich im Fernsehen über den Islam gehört habe.

Ich erinnere mich daran, wie ich eines Tages jemanden über die wissenschaftlichen Fakten in der Bibel sprechen hörte und da fragte ich mich, ob der Qur´an irgend welche wissenschaftlichen Fakten enthält. Ich suchte im Internet, und ich entdeckte eine Menge erstaunliche Dinge. Daraufhin habe ich viel Zeit damit verbracht, Artikel über verschiedene Aspekte des Islam zu konsumieren. Ich war überrascht, wie logisch folgerichtig der Qur´an war. Als ich den Qur´an las, verglich ich seine moralische Botschaft mit dem, was ich aus der Bibel gelernt hatte und verstand, wie viel besser er war. Auch war der Qur´an nicht annähernd so langweilig zu lesen wie die Bibel. Es macht Spaß, darin zu lesen. Nach etwa fünf Monaten intensivem Studiums sprach ich meine Shahada aus und wurde offiziell Muslim.

Anders als meine alte Religion, ergibt alles im Islam einen Sinn. All die Praktiken wie das Gebet und Ramadhan habe ich bereits verstanden. Obwohl ich mir den Islam wie das Judentum vorstellte, bei dem man eine Reihe verschiedener Regeln dogmatisch befolgt, lag ich falsch. Mein Verständnis von der Welt deckte sich mit allem, was der Islam mich lehrte – dass alle Religionen grundsätzlich gleich sind, aber von den Menschen im Laufe der Zeit verändert worden waren. Gott hat keinen Namen gegeben wie das Judentum und das Christentum und hat den Menschen befohlen, ihn anzubeten. Gott hat den Menschen nur den Islam gelehrt; das ist die Hingabe zu Gott. Es ist ganz klar und simpel.

 


Source: https://www.islamland.com/deu/articles/melech-yacov-ex-jude-usa

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